Verkleidung reparieren

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ReImport
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Verkleidung reparieren

Beitrag von ReImport » 26.01.2014, 10:34

Mittlerweile kommt die Suzi in die Jahre und das Material ermüdet was nach 23 Jahren wohl normal ist. Besonders deutlich wird das an den Verkleidungsteilen. Seitdem meine Suzi wieder häufiger bewegt wird, wird natürlich auch das Material wieder beansprucht. Mir ist irgendwann aufgefallen das die Schraubenlöcher die die Kanzel mit der unteren Verkleidung verbindet, anfangen einzureißen.

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Ich habe lange überlegt was man gegen das Einreißen tun kann ohne die Verkleidung neu Lackieren zu müssen. Zuerst habe ich viel über GFK Reparaturen und Kunststoff bearbeitung gelesen. Es gibt ja einige Methoden die recht vielversprechend klingen. Auch die Anwendung von Flüssigkunststoff stand auf dem Plan. Letztendlich habe ich mich für den Einsatz von Polyesterharz und Glasfasermatten entschieden um ein weiterreißen der Löcher langfristig zu unterbinden. Allerdings kann ich erst im Laufe der nächsten Saison sagen ob diese Methode erfolgreich war.

Ich hab mich also erstmal schlau gemacht was man braucht und wie das geht. Im Laufe meiner Recherche bin ich auf eine Webseite gestoßen die sich in erster Linie mit Harzen und allem was dazu gehört befasst. Die Firma die dahinter steht nennt sich Polyesterharze Dietrich und auf deren Webseite http://www.phd-24.de finden sich neben guten Beschreibungen und praktischen Videos auch ein Sortiment von Harzen für die Verschiedensten Anwendungsbereiche. Im Shop von PHD-24 fand ich dann ein Einsteigerpaket mit allem was man für kleinere Reparaturen braucht.

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Im Lieferumfang dieses Set's für nichtmal 20.- € sind folgende Dinge enthalten:
- 1KG Polyesterharz
- 20g Härter
- 2 Pinsel
- 1 Rührstab
- 1 qm Glasfasermatte 300g
- 3 Mischbecher
- 10 Paar Einweghandschuhe

Zusätzlich benötigte ich noch:
- 1 Rolle Krepband breit
- 3 Pinsel (30, 40 & 50 breit)
- 1 Satz Japanspachtel Kunststoff

Das ganze Paket hat keine 30.- € gekostet und damit konnte es auch schon losgehen. Um die Kanzel nicht zu versauen musste ich ganz vorsichtig vorgehen und da ich sowas vorher noch nie gemacht hatte, musste ich mir erstmal genau alle Arbeitsschritte überlegen. Den Abbau der Kanzel lasse ich in der Beschreibung mal weg denn die sollte eigentlich jeder wissen der eine 1100F sein eigen nennt.
Nach dem Abbau der Kanzel habe ich erstmal den Schaden begutachtet. Bei 8 Bohrungen an der Kanzel (4 pro Seite) waren 6 mehr oder weniger schwer eingerissen.

Zunächst habe ich die zu bearbeitenden Flächen gründlich gereinigt und angeraut. Im nächsten Schritt habe ich mir aus der mitgelieferten Glasfasermatte ein paar Formteile zugeschnitten. Dabei ging die Überlegung auch dahin wieviele Schichten an Matten aufgetragen werden soll. Da der unter Rand der Kanzel in die untere Verkleidung eingreift darf das aufgetragene Material nicht zu dick sein. Ich habe mich dann für 2 Schichten je Seite entschieden.

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Als erstes wird die Lackfläche gründlich abgeklebt. Dabei ist zu beachten das das Krepband am unteren Rand etwas übersteht um die untere Kante zu schützen, weiterhin muss das Krepband möglichst faltenfrei geklebt werden. An den Bohrungen sollte das Klebeband sehr doll angepresst werden damit ein unterlaufen des Harzes vermieden wird. Sollte Harz auf die Lackierten Flächen gelangen wird sich das nicht so einfach entfernen lassen, schon gar nicht wenn es ausgehärtet ist.

Im nächsten Schritt wird das Lüftungsgitter sorgfältig zugeklebt, eben aus dem selben Grund.

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Jetzt werden die vorher zugeschnittenen Formteile der Glasfasermatte nochmals eingepasst und gegebenenfalls noch etwas Nachgeschnitten.

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Sollte alles passen wird der Untergrund mit dem angemischten Polyesterharz großzügig eingestrichen und das erste Formteil aufgebracht. Mit dem Pinsel wird solange Harz aufgetragen bist das Formteil völlig durchtränkt ist. Danach wird mit dem zweiten Formteil genauso verfahren.

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Ist alles soweit fertig dann kann durch Tupfen mit dem Pinsel noch vorhandene Lufteinschlüsse entfernt werden. Anschließend hilft nur nocht warten bis das Harz ausgehärtet ist. Je nach Witterung und Härterverhältniss kann das mehrere Stunden bis zu einem Tag dauern. Wenn alles ausgehärtet ist dann können die Klebestreifen entfernt und die Kante bearbeitet werden. Die Groben Reste habe ich mit einen Dremel entfernt und für das Finish habe ich einen Schleifschwamm benutzt. Anschließend noch die Lackierten Flächen kontrollieren und Reinigen, Löcher nachbohren und Kanzel wieder anbauen.

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Die Risse sind zwar noch immer Sichtbar doch sollte ein weiterreißen so verhindert werden. Ein weiterer Vorteil der Harzmethode ist das beim erste Einstreichen das flüssige Harz in die Risse läuft und dort aushärtet. So werden die Risse gleich Versiegelt und darum ist es auch so wichtig das um die Bohrlöcher herum das Klebeband richtig angepresst wird. Eine günstige Methode die Verkleidung zu reparieren ohne Lackieren zu müssen.

Ausgearbeitet von TomStorm



Noch zur Verkleidungsreparatur ein Hinweis:

Die Verkleidungen sind oft aus ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol) und Reparaturen mit Polyesterharzen/ Epoxidharz sind meist nicht lange haltbar. ABS hat einen größeren Anteil an Weichmachern der das Material elastischer machen soll. Im Alter versprödet aber auch ABS und dan kommt es zu den Rissen. Ein weiterreissen kann man verhindern indem man mit dem Lötkolben den Riss leicht anschmilst. Ansonsten gibt es für ABS Kunstoffe besondere Kleber und Klebetechniken oder Schweißen. ACETON und Methylenchlorid (Dichlormethan) lösen ABS und verkleben es.
Aus ABS Platten- bekommt man in Modellbauläden- und Aceton kann man sich selber einen Kleber oder Spachtelmasse herstellen. Ein Glas mit ABS Schnipseln halbvoll machen und mit Aceton soweit auffüllen das alles bedeckt ist.Stehen lassen, dauert eine weile und gelegentlich alles durchrühren, bis sich eine Breiige Masse gebildet hat. Fertig ist der Kleber oder Spachtel.

Einen größeren Riss zum Beispiel, repariert man indem man am Ausgangspunkt und am Ende des Risses ein Loch bohrt um ein weiter reißen des Risses zu verhindern. Den Riss mit Lötkolben anschmelzen und mit obigem Spachtel/Kleber zuschmiert., schleifen und anschließend lackieren.
Mal ne kleine Bastelanleitung von mir. :good:


..so hab ich z.B. ein kapitales Loch in der Verkleidung repariert. Eine ABS Platte mit dem Heißluftföhn grob in Form gebogen und von innen mit diesem selbstgemachten Kleber/Spachtel angebracht.

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Die Ränder des Schadens hab ich mit dem Lötkolben verschmolzen und dan das ganze mit der Spachtel aufgefüllt und geschliffen.
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Ausgearbeitet von Alti
Triumph Speed Triple R: Conti Road Attack 3
GSF1200S (Kult): 102501km, R.I.P :cry:
GSX-R750 K1: Stahlflex, v: Conti Slick (m) h: Bridgestone V01 (s), 16/44

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